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Dschihadisten ködern Kinder mit Lern-Apps

Werbung für den militanten Dschihad

Die professionelle, zielgruppenorientierte Propaganda salfistischer Gruppierungen erstreckt sich inzwischen auch auf die jüngsten Internet-User. Der "Islamische Staat" richtet sich mit mobilen Angeboten gezielt an Kinder. Die Apps sind in einfacher Sprache, bunt und bildreich gestaltet und entsprechen dem, was User heute aus dem stetig wachsenden Markt der mobilen Anwendungen gewohnt sind. Ziel ist, Kinder so früh wie möglich an die extremistische Ideologie heranzuführen und ein positives Bild vom Dschihad im Sinne des bewaffneten Kampfes zu erzeugen.

jugendschutz.net sichtete drei Angebote, die nicht in den App-Stores von Google, Apple und Microsoft zur Verfügung stehen, sondern von Islamisten über Filehosting- und Cloud-Dienste (z.B. archive.org, Google Drive) zum Download angeboten werden.

Über deutschsprachige Blogs und Kanäle auf dem jugendaffinen Messenger-Dienst Telegram sind die zugehörigen Links auch einem breiten, nicht extremistischen Publikum zugänglich.

Spielerische Heranführung an Gewalt

Die "IS"-App "Huruf" (Deutsch: "Buchstaben") soll das arabische Alphabet spielerisch vermitteln und die Nutzerinnen und Nutzer auf den "heiligen Krieg" einstimmen. Die App richtet sich in erster Linie an Kinder, die bereits arabisch-sprachig sozialisiert sind.

Startet die App, erklingt ein Nasheed, also ein A-cappella-Gesang. Auf dem Startbildschirm ist die Flagge des "IS" zu sehen. User gelangen von dort zu interaktiven Spielen, bei denen sie Luftballons mit Buchstaben zum Platzen bringen können oder Buchstaben möglichst genau nachmalen müssen. In einem weiteren Spiel liest eine Kinderstimme das Alphabet vor. Verknüpft wird dies jeweils mit zugehörigen Begriffen und Bildern, die in vielen Fällen militaristischer und dschihadistischer Ikonographie entspringen. 

 

Bomben im Kinderzimmer entschärfen

Mit der App "Moalem Al-Huruf" (Deutsch: "Lehrer der Buchstaben") erweiterte der "Islamische Staat" das Lernen von Buchstaben um Zahlen und integrierte komplexere Interaktions-möglichkeiten sowie mehr spielerische Elemente als bei "Huruf". Das arabische Alphabet soll beispielsweise erlernt werden, indem Buchstaben in die richtige Reihenfolge gebracht oder innerhalb eines Wortes erkannt werden.

Die Bildsprache mit Bezug zum bewaffneten Kampf bleibt wichtiger Bestandteil. Als Steigerung müssen User zudem bestimmte Aufgaben erfüllen, beispielsweise in einem animierten Kinderzimmer eine Bombe finden, bevor sie explodiert. Zahlen werden mit Hilfe von Kriegsinstrumenten erlernt. Die Zahl eins wird mit dem Kalifat, einer Religion und einer Gebetsrichtung verknüpft. Die folgenden Zahlen bis zehn sind allesamt einer entsprechenden Anzahl an Waffen wie Kalaschnikows oder Macheten zugeordnet.

Bittgebete für den "Islamischen Staat"

Mit der App "Dua" (Deutsch: "Bittgebete") vermittelt der "IS" Kindern im Comic-Stil seine Ideologie und bringt ihnen das Leben in der Terrororganisation nahe. Die arabischsprachige Anwendung setzt mit ihrer dschihadistischen Propaganda unmittelbar an der religiösen Erziehung an: Parallel zu Bittgebeten für Schlafen, Träumen, Essen und Trinken finden sich dort auch Gebete für die erfolgreiche Vernichtung des Feindes.

Die App verknüpft alltägliche, völlig harmlose Tätigkeiten mit Kriegs- und Gewaltbildern, die eher beiläufig Militanz vermitteln. Das Szenario zeigt eine Stadt mit Schule, Moschee und Bus, im Hintergrund die Flagge des "IS", ein Gewehr und einen Kampfjet, den der User durch Antippen abschießen kann. Neben einem Bett steht eine Bazooka ("Panzerfaust"), auf dem animierten Markt werden neben Obst und Gemüse auch Gewehre verkauft.

Kleine Spiele sollen Feindbilder festigen helfen: User können beispielsweise amerikanische Panzer durch das Antippen von Sprengsätzen und Gewehren angreifen und die Flaggen von Nationen, die sich dem Kampf gegen den Terror verschrieben haben, beschießen.